Olten (energate) — Energiepolitiker und Nationalrätinnen der CVP, FDP, SVP und SP diskutierten am 16. Juni an einem virtuellen Panelgespräch über die Energie- und Klimapolitik nach der Corona-Krise.
Thema war unter anderem der Selbstversorgungsgrad der Schweiz, den CVP, FDP und SVP gerne erhöhen würden. Die SP-Vertretung sah keinen unmittelbaren Handlungsbedarf.
Energiegesetz: Rutschmann verteidigt Gesetzesentwurf
Bei einem Webinar vom Wirtschaftsverband Swisscleantech zum neuen Energiegesetz haben sich Mitglieder der Allianz Schweizer Energiewirtschaft erneut für Marktprämien ausgesprochen. Frank Rutschmann vom Bundesamt für Energie (BFE) erwiderte, dass die gleitende Marktprämie nichts anderes als ein weiter entwickeltes Modell der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) sei. Abgesehen davon habe das BFE 2015, als das Parlament das Energiegesetz beriet, ein System mit einer KEV mit Direktvermarktung und mit Auktionen vorgestellt. Die Räte lehnten dies vor fünf Jahren aber bewusst ab, weil man sich nicht auf viele Jahre verpflichten wollte.
AEE Suisse hat einige Kritikpunkte am Energiegesetz
AEE Suisse, die Dachorganisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz, kritisiert am revidierten Energiegesetz unter anderem den Zeithorizont bei den Ausbauzielen für erneuerbare Energien. Der Bundesrat solle diese auf die knappen Monate im Winterhalbjahr ausrichten, fordert AEE Suisse. “Der Bundesrat nimmt eine Jahresbetrachtung vor, aber die Engpässe entstehen jeweils Ende März”, so Gianni Operto, Präsident von AEE Suisse. Auch wird bemängelt, dass der Ausbau der Erneuerbaren linear betrachtet wird. Wenn die Kernkraftwerke bis 2035 vom Netzten gehen, werde Energie fehlen. Daher müsse vor 2035 mehr ausgebaut werden als danach.
Schweiz soll mehr eigenen Strom produzieren, fordern Politiker
Um eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten, soll die Schweiz ihren Eigenversorgungsgrad erhöhen. Das forderte die Mehrheit der Nationalrät*innen der CVP, FDP, SVP und SP an einer von Axpo organisierten Paneldiskussion. Am deutlichsten äusserte sich SVP-Politiker Mike Egger, der den Import von Strom in den Wintermonaten kritisierte. Dieser stamme oft aus Kohlekraftwerken, so Egger: “Das kann definitiv nicht das Ziel sein.” Deshalb erachte er einen hohen Selbstversorgungsgrad im Energiebereich als zentral, um solche Importe zu verhindern. Eine komplette Unabhängigkeit vom Ausland sei aber illusorisch, hiess es von CVP und FDP, die sich in diesem Sinne auch für ein Energieabkommen mit der EU aussprachen.
Forscher senken Kosten für Wasserstoffproduktion
Die Hochschule Luzern hat zusammen mit Forscher*innen des EU-Projekts “QualyGridS” untersucht, wie sich die Kosten für die Wasserstoffherstellung senken lassen. Demnach reduziert der Einsatz von Wasserelektrolyseuren die Produktionskosten, sofern die Elektrolyseure auch zur Stabilisierung des Stromnetzes eingesetzt werden. So könnte Wasserstoff um bis zu 15 Prozent günstiger als bislang hergestellt werden. Elektrolyseure können sehr schnell hochgefahren oder gedrosselt werden. Somit können sie bei einer Über- oder Unterproduktion von Strom kurzfristig das Netz stabilisieren.
Suisse Eole will Windstromziel deutlich erhöhen
Die Schweiz wird ihr selbstgestecktes Windenergieausbauziel für 2020 verfehlen. Dessen ungeachtet hält der Windenergieverband Suisse Eole das vom Bund festgelegte Windstromziel von 4,3 Mrd. kWh im Jahr 2050 für zu niedrig. Der Verband möchte das Ziel mehr als verdoppeln. Konkret strebt Suisse Eole für 2050 eine jährliche Windstromproduktion von 9 Mrd. kWh an. Dies sei realistisch, ohne dass die Anzahl der vom Bund geplanten Windkraftanlagen erhöht werden müsse, heisst es in der Studie “Windenergiestrategie: Winterstrom & Klimaschutz”, die der Verband verfasst hat und die auf der Website des BFE zu finden ist. /kb/ad