Olten (energate) — Laut einer Kurzstudie der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) gewinnen die vier grössten Schweizer Energieversorger zwei Drittel ihres Stroms aus fossilen und nuklearen Quellen. Der Ausbau der erneuerbaren Energien geschehe zudem vornehmlich im Ausland. Die SES kritisiert die immer noch fehlende Investitionssicherheit in der Schweiz.
“Rückbauten von Gasinfrastrukturen sind zu hinterfragen”
Der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) hat die Studie “VSE Trend 2035” veröffentlicht. Nadine Brauchli, Leiterin Fachbereich Energie beim VSE, erklärte energate, dass der VSE weiterhin die finanzielle Förderung von Wasserkraft fordert, weil diese “erneuerbar und zu einem grossen Teil auch flexibel und steuerbar” sei. Doch nicht nur Neuinvestitionen sollten nach Ansicht des VSE unterstützt werden, sondern auch Bestandserneuerungen von Erneuerbare-Energien-Anlagen. Zudem solle auch Gas weiterhin eine Rolle spielen, “denn eine Stilllegung von Gasverteilnetzen erschwert die dezentrale Sektorkopplung und damit auch die Nutzung der entsprechenden Flexibilitätspotenziale”, so Brauchli.
Zwei Drittel der Stromproduktion sind fossil oder nuklear
Die vier grössten Schweizer Stromversorger Axpo, Alpiq, BKW und Repower erzeugen zwei Drittel ihres Stroms aus fossilen und nuklearen Energiequellen. Das hat die Kurzstudie “Strommix 2019” der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) ergeben. Ein Drittel wird durch erneuerbare Energien gedeckt, vornehmlich aus Wasserkraft. Im Vergleich mit dem Schweizerischen Strommix, bestehend aus 56,4 Prozent Wasserkraft und 35,2 Prozent Atomkraft (Bundesamt für Energie, 2020) falle die Bilanz der Stromversorger somit deutlich klima- und umweltschädlicher aus, so die SES. Ein Blick auf die ausgebauten Kapazitäten zeige jedoch auch, dass die erneuerbaren Energien zulegten.
Egger: “Wir müssen die Emissionen reduzieren”
Mit CO2-Abscheidung und ‑Speicherung hat sich die Zürcher Firma Climeworks international einen Namen gemacht. Daniel Egger, Head of Marketing & Sales bei Climeworks, erklärt gegenüber energate, dass die Fridays-for-Future-Bewegung einen grossen Schub für das Direct-Air-Capture-Verfahren gebracht hat. Allerdings könne die Technologie nicht die alleinige Lösung für das Problem der Emissionen sein. Wolle die Schweiz klimapositiv werden, führe kein Weg an der Reduktion des CO2-Ausstosses vorbei. “Direct Air Capture wird nie in der Lage sein, die kompletten Emissionen aus der Luft zu filtern”, so Egger.
Wie Schweizer EVU den PPA-Markt sehen
Langfristige Stromliefer- und Abnahmeverträge (Power Purchase Agreements, PPA), vornehmlich mit erneuerbaren Energien, sind für viele Versorgungsunternehmen ein wachsendes Geschäft und Trendthema. Die energate-Redaktion hat sich bei den grossen Schweizer EVU umgehört, wie sie den PPA-Markt beurteilen. Von Axpo heisst es, PPA ermöglichten oft erst den Ausbau der erneuerbaren Energien ohne Subventionen. Zudem helfen sie, die Planungssicherheit zu erhöhen und einen Teil der Marktrisiken zu minimieren, so Alpiq. Auch Repower hat schon PPA-Verträge abgeschlossen und erwartet in den nächsten Jahren eine Zunahme dieser Marktdynamik.
Insolight: Mit frischem Geld den (Schweizer-)Agrivoltaikmarkt erobern
Das Start-up Insolight hat eine Serie-A-Finanzierungsrunde über 5 Mio. Franken erfolgreich abgeschlossen. Mit dem Geld will das Unternehmen nun hocheffiziente Solarmodule für den Agrivoltaik-Markt extern produzieren lassen. Dabei sei die Schweiz “gerade wegen ihres geringen Platzangebotes ein sehr interessanter Markt”, so CEO Laurent Coulot. Insolight vekaufe gerade die ersten Piloten, um die Module im landwirtschaftlichen Umfeld zu validieren. Für diese Phase sollen Module für mindestens 1.000 Quadratmeter Fläche gebaut werden. Bis 2025 will Insolight mindestens 100 MWp pro Jahr bereitstellen. /sb/kb