Olten (energate) — Während die Vorschläge des Bundesrates zum neuen Gasversorgungsgesetz (GasVG) von der Konferenz kantonaler Energiedirektoren grundsätzlich akzeptiert werden, kritisiert die FDP vor allem die geplanten Markteintrittsbarrieren für Gas, da hierdurch innovative Produkte verhindert würden.
Professor: Gas könnte vorübergehend Kohle ersetzen
Anlässlich der Tagungsreihe “Aspekte der individuellen Mobilität” am 30. Januar an der ETH Zürich sagte Professor Konstantinos Boulouchos, Gaskraftwerke könnten helfen, die CO2-Emissionen zu senken. Weltweit stiessen Kohlekraftwerke pro Jahr rund elf Mrd. Tonnen CO2 aus, so Boulouchos. “Wenn man die Kohlekraftwerke durch Gaskraftwerke ersetzt, und das ist ja machbar, könnte man sechs bis sieben Mrd. Tonnen CO2 sparen”, erklärte er. So liesse sich der gesamte CO2-Ausstoss des weltweiten Strassenverkehrs kompensieren — gemäss Boulouchos 5,5 Mrd. Tonnen CO2. Allerdings sei diese Idee nur als Zwischenlösung gedacht, bis man wisse, wie man die Erneuerbaren effektiv einsetze.
EPFL: Potenzial von PV auf Dächern sehr gross
55 Prozent der insgesamt 9,6 Mio. Dächer in der Schweiz könnte man mit Solarpanels bestücken. Diese wiederum könnten über 40 Prozent des schweizerischen Strombedarfs decken, selbst wenn sie lediglich gegen Süden ausgerichtet wären. Dieses Fazit zieht die École polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL) in der Studie “Applied Energy”. Demnach beträgt das Strompotenzial von Solaranlagen auf Dächern insgesamt 24 Mrd. kWh. Das wäre das Zehnfache der Strommenge, die bestehende Anlagen heute produzieren. Allerdings besteht eine Fehlerabweichung von 9 Mrd. kWh. Trotzdem: Selbst im ungünstigsten Fall könnten Solarpanels auf Dächern demnach immer noch für 15 Mrd. kWh Strom sorgen.
EnDK und VSE wollen keine Liberalisierung des Messwesens
Die Konferenz kantonaler Energiedirektoren (EnDK) und der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) sind mit den Vorschlägen des Bundesrates zum neuen Gasversorgungsgesetz (GasVG) grundsätzlich einverstanden. Die EnDK stellt jedoch zusätzliche Anträge. So schlägt sie vor, einen steigenden minimalen Anteil von erneuerbarem Gas aus dem Inland einzuführen. Der Teilmarktöffnung stimmt die EnDK zu. Der VSE ist wie die EnDK gegen eine Liberalisierung des Messwesens und verweist dabei auf seine Stellungnahme vom 23. Januar 2019 zum Stromversorgungsgesetz. Die Vernehmlassungsphase zum GasVG läuft noch bis zum 14. Februar.
FDP mit viel Kritik am GasV
Der FDP missfällt die bundesrätlichen Version des Gasversorgungsgesetzes (GasVG). Insbesondere die von der Regierung zur Diskussion gestellte Teilmarktöffnung stößt auf Kritik: “Eine künstliche Markteintrittsbarriere wird […] zu willkürlichen Schwelleneffekten und folglich zu Marktverzerrungen führen”, schreibt die Partei mit Blick auf die vom Bundesrat beantragte Marktschwelle in Höhe von 100.000 kWh. Mit der Markteintrittsbarriere und des damit verbundenen mangelnden Wettbewerbs würden zudem innovative und neue Produkte verhindert. Folglich fordert die Partei vom Bundesrat eine vollständige Marktöffnung.
System Adequacy 2.0: Versorgungssicherheit zumeist unkritisch
Forschende der Universität Basel und der ETH Zürich haben sich im Auftrag des Bundesamts für Energie mit der Energieversorgungslage der Zukunft befasst. Demnach kann die künftige Versorgungssicherheit auch unter neuen Vorzeichen zumeist als unkritisch eingestuft werden. In der aktuellen Studie wurde der Ausbaupfad der Erneuerbaren in der Schweiz aktuellen Entwicklungen angepasst. Sprich: Im Vergleich zur Studie von 2017 ist man von weniger installierter Wind- und mehr installierter Photovoltaikkapazität ausgegangen. Ebenfalls berücksichtigt wurden stärkere Verzögerungen beim inländischen und europäischen Netzausbau sowie die Tatsache, dass die Schweiz nicht beim europäischen “Flow-based Market Coupling” berücksichtigt wird. /kb/la/vr