Olten (energate) — EU-Regularien erschweren den Stromimport für die Schweiz, weshalb Experten die Versorgungssicherheit in Gefahr sehen. Derweil fordern SES und Swissolar eine Beschleunigung beim Ausbau von PV-Anlagen.
Im Porträt: LEDCity
LEDCitys intelligente Beleuchtungssysteme senken den Energieverbrauch deutlich: Anstatt die Beleuchtung zentral über wenige Bewegungsmelder zu steuern, trägt jede einzelne Röhre gleichwertig zum Gesamtresultat bei. Bis zu fünf Sensoren pro Leuchtkörper liefern Daten, mit denen KI-optimierte Algorithmen das Licht autonom und dynamisch steuern. “Wir können das Licht mit unserer Software viel exakter lokal und stufenlos den Bedürfnissen anpassen”, so Gründer Patrik Deuss. Da sämtliche Kommunikationskomponenten und Sensoren im Leuchtmittel integriert sind, entfällt bei der Installation die externe Steuerung. Zudem liefern die Leuchtmittel Daten zur Personenbewegung oder zum Energieverbrauch in Echtzeit.
ZH: Angepasstes Energiegesetz schafft erste Hürde im Kantonsrat
Der Züricher Kantonsrat hat einen Rückweisungsantrag der von der Kommission für Energie, Verkehr und Umwelt vorgeschlagenen Änderungen zum Energiegesetz von Hans-Peter Amrein (SVP) abgelehnt. Selbst die SVP wollte ihm nicht folgen: Fraktionssprecher Christian Lucek kritisiert die Vorlage, die beim Heizungsersatz einen Einbau von Öl- und Gasheizungen kaum noch vorsieht, bei Neubauten de facto verbietet. Die Vorlage enthalte wesentliche Nachteile für Hauseigentümer und Mieter. Während er auf Eigenverantwortung setzt, sind die Grünen der Meinung, dies reiche nicht. Bis dato würden zwei Drittel aller fossilen Heizungen wieder mit solchen ersetzt.
SES und Swissolar wollen PV-Anlagen ausserhalb von Siedlungen
Die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) und der Branchenverband Swissolar fordern, dass die Installation von Solaranlagen ausserhalb von Siedlungsgebieten vermehrt in Betracht gezogen wird. Damit soll der geplante Ausbau von Photovoltaik (PV) beschleunigt werden. SES und Swissolar mahnten, es gäbe ein Zeitproblem. Es sei schwierig, das Potenzial etwa auf Gebäuden, das Stickelberger mit 67 Mrd. kWh bezifferte, rechtzeitig zu erschliessen, so Swissolar weiter. Die Hindernisse seien zahlreich: hohe Kosten, Probleme mit dem Denkmalschutz, die Bereitschaft der Gebäudebesitzer, die Investition wirklich zu tätigen oder Einschränkungen in Bezug auf die Statik.
Versorgungssicherheit: Experten sehen Stromimporte in Gefahr
Das Clean Energy Package der EU sieht vor, dass europäische Netzbetreiber 70 Prozent der grenzüberschreitenden Kapazität für den Handel zur Verfügung stellen. Zudem sollen Netzengpässe nicht mehr an die Grenzen verlagert, sondern innerhalb des Landes beseitig werden. Dies habe Konsequenzen für die Schweiz, so Jörg Spicker vom Übertragungsnetzbetreiber Swissgrid. Bisher wurde die Schweiz mit einer garantierten Exportkapazität berücksichtigt. Sollten aber Deutschland und Frankreich diese Kapazitäten nicht mehr erreichen können, werden sie diese gemäss der EU-Regularien herunterfahren. Im Extremfall bekäme die Schweiz keinen Strom mehr, so Spicker.
Schub für erneuerbare Energie durch Corona?
Die jüngsten Zahlen aus der Marktstudie von Swiss Sustainable Finance belegen: Nachhaltige Finanzprodukte verzeichnen auf dem Schweizer Markt ein substanzielles Wachstum. Derzeit sind Gelder im Umfang von 1,163 Mrd. Franken nachhaltig angelegt. Im Vergleich zum Vorjahr handelt es sich um einen Zuwachs von 62 Prozent. Auf diesen Angaben basiert auch die Swiss Banking Association ihr Engagement für das CO2-Gesetz. Das Fraunhofer-Institut lässt eine positive Entwicklung für die nachhaltige Energie verlauten: Der Anteil der Erneuerbaren an der Nettostromerzeugung stieg demnach in Deutschland 2020 von 46 Prozent auf 50,5 Prozent. Experten sehen aber nicht die Corona-Pandemie als Grund für den Trend. /sb/jg/jr