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News Regionalität – Das neue Öko?

28. July 2020 Dr. Heike Hahn
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Im eng umkämpften Markt können und wollen Stadtwerke den steigenden Preisdruck i. d. R. nicht mitgehen. Sie müssen anderweitige Alleinstellungsmerkmale aufbauen.

Ökoprodukte funktionieren hier schon lange nicht mehr. Ist Regionalität das neue Öko? Nicht erst seit Corona steigt die Nachfrage nach Produkten aus der Region. Der Ausfall globaler Handelsketten hat die Aufmerksamkeit auf die unmittelbare Umgebung geschult und rückt die regionale Wertschöpfung stärker in den Fokus. Zudem scheint „Raus aufs Land“ wieder an Bedeutung zu gewinnen. „Öko“ im Sinne von „Nachhaltigkeit“ bleibt relevant – auch auf die regionale Wertschöpfung bezogen.

In der Tat wird die regionale Herkunft von Produkten immer wichtiger. Laut dem aktuellen Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft erachten 83 Prozent der Verbraucherinnen und Verbraucher die Regionalität von Lebensmitteln als wichtig. Dies entspricht einer Steigerung von zehn Prozent gegenüber 2016. Mit der Corona-Pandemie hat sich dieser Effekt noch verstärkt. So verzeichnete z. B. der Online-Anbieter „Hofladenbox“, der regionale Lebensmittel bereitstellt, zu Beginn der Corona-Krise zeitweise eine Verdreifachung der Bestellungen (Link zur Quelle).

Laut Naturstrom-Vorstand Tim Meyer sehen aber auch Ökostromanbieter, Bürgerenergiegesellschaften, Projektentwickler und Stadtwerke schon seit einigen Jahren einen Markt für dezidiert regionale Stromprodukte. Regionaltarife adressieren seiner Meinung nach „die emotionale Bindung des Kunden an seinen Wohnort — eine Verbundenheit, die auf die Kundenbeziehung zum lokalen Versorger abfärben soll“ (Link zur Quelle). 

Um eine solche Belieferung von Letztverbrauchern mit grünem und regionalem Strom zu ermöglichen, wurden 2019 Regionalstromnachweise eingeführt. Mit ihnen wird der Nachweis erbracht, dass die Kilowattstunde Strom im Umkreis von 50 km um eine „postleitzahlgebundene Zone“ (PLZ) herum produziert, vertrieben und verbraucht wird – und das auch nur einmal. Für viele Stadtwerke ergeben sich daraus allerdings kaum erfüllbare Voraussetzungen.

Zum einen, weil sich der Prozess eher komplex darstellt: Die Nachweise werden ähnlich der Herkunftsnachweise im Regionalnachweisregister (RNR) durch das Umweltbundesamt verwaltet. Der Betreiber von EE-Anlagen beantragt die Ausstellung eines Regionalstromnachweises (RN) und überträgt diesen auf die Stromlieferanten. Im letzten Schritt entwertet das Stadtwerk den Nachweis, um die regionale Eigenschaft des Stroms auszuweisen.

Schaubild angelehnt an www.energie-experten.org

Zum anderen stellen die fehlenden Erzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Quellen in der definierten Region eine Herausforderung dar. Deutschland zerfällt lt. Meyer in 6.500 vom Umweltbundesamt definierte Zonen — die seiner Meinung nach nicht unbedingt dem entsprechen, was die Verbraucher als “ihre” Region wahrnehmen. Vielmehr müssten sich Regionaltarife, die die Verbraucherinnen und Verbraucher emotional ansprechen, nach deren Verständnis einer Region richten — und das ist vornehmlich geographisch und durch Kulturräume geprägt.

Hier setzt unser Vorgehen als con|energy unternehmensberatung an. Neben der Tatsache, dass wir ein Stadtwerk gerne dabei begleiten, seine Möglichkeiten rund um Regionalstromnachweise zu prüfen und das Geschäftsmodell auszugestalten, erarbeiten wir darüber hinaus gemeinsam mit dem Stadtwerk Ansätze, welche die Bürger vor Ort ansprechen. Häufig werden bereits Aktivitäten mit regionalem Bezug realisiert, die einzeln nebeneinanderstehen und die „Klammer Regionalität“ für die Kunden nicht erkennen lassen. Auch Synergien im Querverbund werden häufig gar nicht oder zu wenig genutzt. Dabei bieten sich z. B. die Bündelung von im Stadtwerkeverbund ebenfalls angebotener Freizeiteinrichtungen (z. B. ein Schwimmbadbesuch) oder Mobilitätslösungen (wie ein ÖPNV- oder Parkticket bzw. ein E‑Mobilitätsangebot) mit Strom- und Gasprodukten an. Gleichwohl ist es nicht nötig, die einzelnen Leistungen so miteinander zu verweben, dass eigene Tarifoptionen im Abrechnungssystem geschaffen werden müssen. Das lässt sich pragmatisch halten und sich entweder digital — oder den regionalen Charakter unterstreichend — über das Kundencenter lösen. Letzteres bietet zudem die Möglichkeit, Kunden ihre Bündel oder Zusatzleistungen selbst wählen zu lassen, was Aufschluss über die jeweiligen Bedürfnisse und damit Ansatzpunkte für die Segmentierung und zukünftige Marktbearbeitung gibt. Ein solches Vorgehen wird nach unserer Erfahrung eher von kleineren Stadtwerken ohne breite Vertriebsstrukturen gewünscht, die den persönlichen Besuch im Kundencenter bewusst forcieren.

Gerne unterstützen wir Sie mit folgenden Schritten:

  1. Analyse: Wir analysieren ihr derzeitiges Angebot sowie das Marktumfeld
  2. Good-Practice: Aufbauend auf den Ergebnissen unserer Analyse stellen wir Ihnen Beispiele bereits bestehender regionaler Geschäftsmodelle, Produkte oder Ideen vor. Gemeinsam identifizieren wir Potenziale zum Aufbau eines Alleinstellungsmerkmals mit regionalem Bezug
  3. Entwicklung zukünftiger Ansätze:
  • Je nach Analyseergebnis und identifizierten Potenzialen kann das weitere Vorgehen sich ausschließlich auf (ergänzende) regionale Ansätze beziehen, die dem bestehenden Strom- und Gasportfolio beigefügt werden – inklusive der sich daraus ganzheitlich ergebenden Vermarktungsstory
  • Gleichermaßen ist denkbar, das bestehende Strom- und Gasportfolio anzupassen – oder auch neu zu entwickeln, falls sich dafür Bedarf ergibt. Dies kann aufgrund von den Marktumfeld betreffenden Anforderungen sinnvoll sein, aber auch unter internen Gesichtspunkten (fehlende Wirtschaftlichkeit einzelner Tarife; hoher Ressourcenaufwand der Pflege und Betreuung von Tarifen, die kaum nachgefragt oder schon lange nicht mehr aktiv angeboten werden (Portfoliobereinigung); etc.)
  • Auch die Betrachtung der Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit neuer Ansätze kann in Form von Business Cases betrachtet werden
  • Ausarbeitung von Entscheidungsvorlagen zur internen Vermarktung der neuen Ansätze

Sprechen Sie uns gerne an, um weitere Informationen zu erhalten oder ein für Ihr Stadtwerk passendes Vorgehen abzustimmen.