Olten (energate) — Der Bundesrat möchte das Ziel der Netto-Null-Emissionen bis 2050 in der Verfassung verankern. Ein Verbot fossiler Energieträger soll es aber nicht geben. Experten zweifeln am Einsatz von Wasserstoff im Privatverkehr, auch weil Brennstoffzellen dasselbe Problem mit seltenen Erden wie Batterien hätten.
Experten sind skeptisch bezüglich Wasserstoff im Privatverkehr
In einer Podiumsdiskussion im Rahmen des zweiten Innovationsforums Mobility ging es um die Zukunft der Mobilität. Dabei waren sich die meisten Teilnehmer im Gottlieb-Duttweiler-Institut im zürcherischen Rüschlikon einig, dass es Wasserstoff im Strassenverkehr schwer haben wird. So zweifelte etwa Brian Cox, wissenschaftlicher Berater der INFRAS AG, den Sinn der Technologie für die Nutzung im Privatverkehr an. “Ich glaube, dass wir heute schon ein Problem hätten, wenn wir die ganze Flotte elektrifizieren würden”, sagte Cox. “Wieso sollen wir dann noch eine Effizienzeinbusse von 50 Prozent hinnehmen, um Wasserstoff zu produzieren?”
Baldini: “Wir brauchen mehr erneuerbaren Strom im Winter”
Wärme speichern ist günstiger, als Energie zu importieren. So lautet das Fazit des Forums Energiespeicher Schweiz, das sich auf eine von der “Wärmeinitiative Schweiz” in Auftrag gegebene Studie stützt. “Bei einem stärkeren Ausbau von saisonalen Speichern (v.a. saisonal thermischen Speichern) könnte deutlich mehr des vorhandenen inländischen Photovoltaikpotentials genutzt werden”, sagt Luca Baldini von der Empa. “Dabei spielt die Sektorkopplung Power-to-Heat eine wichtige Rolle.” Er wünscht sich bessere finanzielle Anreize vonseiten der Politik für Wärmespeicher-Pilotprojekte, damit diese “später unter angepassten Rahmenbedingungen Nachahmer finden”.
BKW trotzt der Coronakrise
Die BKW konnte im ersten Halbjahr 2020 den Umsatz gegenüber der Vorjahresperiode um 12 Prozent auf rund 1,5 Mrd. Franken steigern. Das Ebit stieg um 5 Prozent auf 219 Mio. Franken. Gar Rekordniveau erreichte der operative Cashflow, der sich auf 260 Mio. Franken erhöhte und sich damit im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 fast verdoppelte. Das teilte die BKW anlässlich einer Medienkonferenz mit. Ihre gute Halbjahresbilanz lässt die BKW auch optimistisch in die Zukunft blicken. Die coronabedingten Unsicherheiten in der Wirtschaft bestünden auch weiterhin. Trotzdem hält die BKW an ihrer bisherigen Strategie fest und setzt dabei vor allem auf die Digitalisierung.
Bundesrat schickt Gegenentwurf in Vernehmlassung
Der Bundesrat hat die Vernehmlassung zum direkten Gegenentwurf zur Gletscher-Initiative eröffnet. Wie die Initiative möchte der Bundesrat Treibhausgasneutralität bis 2050 in der Verfassung verankern. Mit dem in der Initiative vorgeschlagenen Weg des Verbots fossiler Energien zeigt sich die Regierung indessen nicht einverstanden. Demnach möchte die Landesregierung den entsprechenden Artikel des Initiativtextes anpassen und festlegen, dass “der Verbrauch fossiler Brenn- und Treibstoffe so weit zu vermindern sei, als dies technisch möglich, wirtschaftlich tragbar und mit der Sicherheit des Landes und dem Schutz der Bevölkerung vereinbar ist”.
Bundesverwaltung soll Roadmap zu negativen Emissionen erarbeiten
Um die Klimaneutralität zu erreichen, muss die Schweiz ab 2050 voraussichtlich mindestens rund 10 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr mit Carbon Capture and Utilisation (CCU) und negativen Emissionen neutralisieren. Der Bundesrat will laut einem Bericht, der sich aktuell in Korrektur befindet, dass die Bundesverwaltung eine Roadmap über die Potenziale von Negativemissionstechnologien erarbeitet. “Grundlegend zu prüfen wäre, ob getrennte Klimaziele, also ein Vermeidungs- bzw. Reduktionsziel und ein separates Ziel für negative Emissionen, die nötige klare Trennung liefern könnte, um gezielt wirksame Massnahmen für die unterschiedlichen Ziele entwickeln zu können”, heisst es von der Landesregierung. /kb/sb/jr