Olten (energate) — Westschweizer Sektionen von Klimastreik Schweiz hatten vergangene Woche bekanntgeben, ein Referendum gegen das neue CO2-Gesetz zu lancieren, weil es ihnen nicht weit genug geht. Mehrere Politiker rufen dazu auf, das nicht zu unterstützen. Derweil spricht sich das Forum Aussenpolitik unter anderem für ein Stromabkommen zwischen der Schweiz und der EU aus.
Im Porträt: Ormera
Der Wandel der Energiebranche, der von der Digitalisierung und neuen Kundenerwartungen getrieben wird, bringt neue Firmen hervor — zum Beispiel Ormera. Das Start-up aus Bern bietet Stromproduzenten über eine Online-Plattform eine ganzheitliche Lösung an, die den gesamten Verrechnungsprozess erleichtert. “Wer selbst Strom produziert, kann damit den kompletten Ablauf vom Ablesen der Stromzähler bis zum Kontoabzug über eine Blockchain automatisieren”, beschreibt die Kommunikationsverantwortliche Angela Bönzli das Geschäftsmodell. Grundlage für die Lösung von Ormera sind intelligente Stromzähler, also das Prinzip des Internet of Things (IoT).
Unmut über Referendumsentscheid gegen das CO2-Gesetz
Die Politik reagiert grösstenteils mit Unverständnis auf die Ankündigung von Westschweizer Sektionen der Klimastreik-Bewegung, gegen das neue CO2-Gesetz das Referendum zu ergreifen. So rief etwa SP-Nationalrat Roger Nordmann per Twitter explizit dazu auf, das Referendum nicht zu unterschreiben, keine Unterschriften zu sammeln und warnte bei der Ablehnung des Gesetzes vor dem Verlust mehrerer Jahre. Es sei gut, deswegen bekämpften es die SVP und die ehemalige Erdölvereinigung Avenergy Suisse. Auch Balthasar Glättli, Präsident der Grünen und Fürsprecher des neuen CO2-Gesetzes, hält ein Referendum für “klimapolitisch unverantwortlich”.
Leclanché liefert Batteriespeicher für Hybridschiffe
Im Auftrag der Compagnie Générale de Navigation sur le Léman (CGN) soll der Energiespeicherspezialist Leclanché auf dem Genfersee zwei neue Schiffe mit Hybridantrieb mit einem Batteriespeichersystem ausrüsten. In den Schiffen soll das Marine-Rack-System von Leclanché mit den firmeneigenen Lithium-Ionen-Zellen-Batterien zum Einsatz kommen. Leclanché wurde vom Schweizer Schiffbauunternehmen Shiptec AG (Luzern) und Siemens Energy SRL (Mailand) für das Projekt ausgewählt. Die beiden Schiffe sollen zwischen 2022 und 2023 die bestehenden dieselbetriebenen Schiffe auf den Strecken zwischen Evian-les-Bains (F) und Lausanne sowie Thonon-les-Bains (F) und Lausanne ersetzen.
Dörig: “Ohne Abkommen kann unser Netz nicht optimal betrieben werden”
Das Forum Aussenpolitik “foraus” plädiert für eine Vertiefung der Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU in fünf Dossiers, darunter Strom. Dazu fordert es den raschen Abschluss eines Stromabkommens mit der EU. Stefan Dörig, einer der Autoren der Studie, legt im Interview dar, wo die Hürden für ein solches Abkommen liegen. So könne am Strombinnenmarkt nur teilnehmen, wer sich an alle Regeln hält. Man müsse in Zukunft einen Grossteil der technischen EU-Normen übernehmen, um die Stromversorgung nicht zu gefährden. Ausserdem müsse man von nationalen Alleingängen wie der sogenannten “gleitenden Marktprämie” absehen.
CO2-Gesetz: Economiesuisse gibt sich zurückhaltend
Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse ist noch unschlüssig, ob er ein allfälliges Referendum gegen das CO2-Gesetz unterstützen möchte. Der jetzige Gesetzesentwurf werde erst analysiert, heisst es. Dabei können sich alle Verbandsmitglieder einbringen, so Economiesuisse-Direktorin Monika Rühl. Die Diskussionen würden erst in Arbeitsgruppen geführt und am Schluss im Vorstand. Es gehe auch um die Frage, was die Wirtschaft bereits jetzt für eine Senkung der CO2-Emissionen mache. In Bezug auf die geplante Abgabe auf Benzin und Diesel allerdings sei eine Mehrheit der Mitglieder zum Schluss gekommen, dass eine solche unterstützt werden sollte. /kb/jr